In der Band E CONVERSO, die 2011 gegründet wurde, haben sich vier begabte Musiker einer neuen Generation des osteuropäischen Jazz zusammengeschlossen. Diese existiert schon seit Langem nicht mehr in einer exotischen Blase und lässt sich auch nicht zu epigonenhafter Nachahmerei der Sounds bzw. Ideale der Brutstätte ihres Genres (u.a. New York) verleiten. Stattdessen verschmelzen Einflüsse aus den letzten 60 (und mehr) Jahren zu einem eigenständigen Ganzen, nicht zuletzt dank eines wichtigen Grundverständnisses …

Das Radikale steckt bereits im Titel dieses Albums und wird von Beginn an hörbar gemacht, wenn auch unaufdringlich, ohne den Hörer zu was auch immer konvertieren zu wollen. Sowieso sollte man bereits offen für Musik jeglicher Couleur sein, deren Schöpfer sich nicht mit dem Status quo zufriedengeben, denn E CONVERSO gehen ihren Jazz bei aller Traditionsliebe undogmatisch an. Sie spielen mit Gemütsregungen, scheinbarer Willkür statt rigider Struktur und oft genauso viel Bauch wie Herz, was ihre Kompositionen ausgesprochen greif- bzw. nahbar macht. Man kann sich vorstellen, wie unterschiedlich der vorgeschriebene Kern, der den Tracks jeweils hörbar zugrundeliegt, je nach Konzertsituation ausgekleidet wird.

Durch Auftritte auch auf Festivals in puncto Dramaturgie geschult beweist Saxofonist Michal Wróblewski, der die Truppe häufig durch seine Melodieverliebtheit anzuführen scheint, ein Händchen für Eingängigkeit, ohne sich und seinen Mitstreiten zu einfach in die Karten schauen zu lassen. E CONVERSO locken den Hörer mit verschmitzten Momenten, ehe sie ihm Haken schlagend ein hartes Brot zu kauen geben, das ihn allerdings so schnell nicht sattmacht.

Allein manche Titel sprechen bereits für sich selbst, seien es 'Electro Swing' (garantiert ohne synthetische Klangerzeuger) oder 'Hip Hop', ein kurzes, schreitendes Stück mit dominierendem Bass, dem auf diesem Album neben dem Holzbläser sehr oft im Vordergrund stehenden Instrument. Dadurch gewinnt das Material über weite Strecken eine mitreißende Note, die zu ganz ungeniertem Kopfwackeln, Tanzen oder was auch immer anregt.

FAZIT: E CONVERSO wirken mit ihren Jazz Halb-Verfremdungen zunächst verkopft und abstrakt, doch der Groove gibt letztlich den entscheidenden Ausschlag. Dank beweglicher, energiegeladener Stücke und einem so ausgeprägten Humor wie viel zu selten in der Szene ist der Bruch mit Konventionen, ohne Konservative gänzlich vor den Kopf zu stoßen, ausgezeichnet gelungen.